20. Oktober 2022

Phayul, www.phayul.com
20. Oktober 2022

Sechs Tibeter wegen Gefährdung der „Staatssicherheit“ zu bis zu 14 Jahren Haft verurteilt   

 

Samdup, Tsering Dolma, Gangye Drubpa Kyab, Gangbu Yudrum, Pema Rinchen, Sey Nam

Die chinesische Regierung hat mehreren Medienberichten zufolge unter dem vagen Vorwurf der „Anstiftung zum Separatismus“ und der „Gefährdung der Staatssicherheit“ für die Verurteilung von sechs tibetischen Intellektuellen und Aktivisten zu willkürlichen Haftstrafen zwischen vier und vierzehn Jahren gesorgt. Der ehemalige politische Gefangene Golog Jigme erklärte gegenüber RFA, daß der gesamte Prozeß unter Ausschluß der Öffentlichkeit stattfand: „Wegen der strengen Restriktionen und der ständigen Überwachung innerhalb Tibets ist es jetzt sehr schwierig, genauere Informationen über ihren aktuellen Gesundheitszustand oder ihren Aufenthaltsort zu erhalten.“

Der Schriftsteller und ehemalige Lehrer Gangkye Drubpa Kyab erhielt die härteste Gefängnisstrafe von 14 Jahren; der Schriftsteller und Umweltaktivist Sey Nam wurde zu sechs Jahren Haft verurteilt;

Gangbu Yudrum, ein politischer Aktivist, verbüßt eine siebenjährige Haftstrafe; die ehemalige politische Gefangene Tsering Dolma wurde zu acht Jahren und der Schriftsteller Pema Rinchen zu vier Jahren Haft verurteilt; Samdup wurde zu acht Jahren Haft verurteilt (1).

In früheren Berichten vom April 2021 hieß es, die Behörden hätten sechs bekannte Tibeter in der Autonomen Präfektur Kardze in Tibet festgenommen. Damals waren Sey Nam, Tsering Dolma, Gangkye Drubpa Kyab und Gangbu Yudrum die vier bekannten Tibeter, die festgenommen wurden. Samdup und Pema Rinchen waren die beiden nicht identifizierten Inhaftierten, die nun als vom Volksgerichtshof in Kardze verurteilt identifiziert wurden. Die Gruppe wurde im September verurteilt, nachdem sie nach ihrer Verhaftung fast eineinhalb Jahre lang in Isolationshaft gehalten worden war.

Nach den vorliegenden Informationen wurde der Schriftsteller Sey Nam am 2. April letzten Jahres im Kreis Serthar in Kardze festgenommen. Am selben Tag wurde auch die ehemalige politische Gefangene Tsering Dolma festgenommen, die bereits zweimal in den Jahren 2008 und 2012 wegen ihrer Teilnahme an Protesten gegen die chinesische Politik und Herrschaft in den tibetischen Gebieten verhaftet worden war. Gangkye Drubpa Kyab, auch bekannt als Gangme Thak, wurde am 23. März letzten Jahres in Serthar verhaftet. Kyab, ein Vater von zwei Kindern, war bereits 2013 wegen „politischer Aktivitäten“ zu fünf Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt worden.

Der Aktivist Gangbu Yudrum wurde am 22. März letzten Jahres in Gewahrsam genommen. Er wurde 2008 zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt, weil er an einer Demonstration teilgenommen hatte, bei der er die verbotene tibetische Nationalflagge gehißt und die Rückkehr Seiner Heiligkeit des Dalai Lama gefordert hatte. Im Jahr 2012 wurde er erneut für zwei Jahre inhaftiert. Nach seiner Freilassung forderte er die Tibeter auf, sich für die Befreiung Tibets von der chinesischen Herrschaft einzusetzen.

Die Verhaftung und Verurteilung der Gruppe, die für ihre Aktivitäten bereits Gefängnisstrafen verbüßt hatte, unterstreicht Pekings Bestreben, die Einflußnahme von Männern und Frauen zu verhindern, deren Ansichten über das Leben in den tibetischen Regionen Chinas den offiziellen chinesischen Darstellungen zuwiderlaufen.

(1) 21. April 2021, Im Hinblick auf die Hundertjahrfeier der KPC verhaftet die chinesische Polizei sechs angesehene Tibeter,

http://www.igfm-muenchen.de/tibet/ftc/2021/6%20Tibetans%20Kardze_21.4.21.html